Im letzten Schreiben mit KI-Workshop wurde ich gefragt, ob bei Brotgelehrte die Texte eigentlich auch KI-unterstützt verfasst werden?

Ja, teilweise ist das der Fall. Diese Arbeit mit KI-Unterstützung ist auch die Grundlage der geteilten Erfahrung in den Workshops.

Wie genau setzen wir KI ein?

Zunächst benutzen wir KI so, wie die meisten anderen professionell arbeitenden Geisteswissenschaftler*innen auch, seit Jahren, unspektakulär, ohne, dass dies großartig thematisiert wird: DeepL für Übersetzungen oder die Überprüfung von Übersetzungen, Speech-to-text für Suchanfragen mit dem Handy unterwegs, Plagscan für die Plagiateprüfung von eigenen und eingereichten Texten, Duden Mentor zur Korrektur und Optimierung von Texten. Interessanterweise reflektieren und thematisieren wir oft gar nicht, in wie vielen Arbeitsprozessen wir selbstverständlich mehr oder weniger KI-unterstützt arbeiten.

Der Fokus der Debatte gilt den Textgeneratoren wie ChatGPT. Ja, wir nutzen auch Textgeneratoren, auch schon seit etwa einem Jahr, also vor der Zeit, als ChatGPT zur freien Nutzung verfügbar war. Und zwar haben wir folgende Anwendungsgebiete:

  • ChatGPT ist ja ein Chatbot. Das heißt, man kann sich mit ihm unterhalten, auch über Themen, bei denen Mitmenschen rasch ermüden würden. Wenn wir z.B. eine Idee für einen neuen Workshop haben und überlegen, ob es Sinn hat, die Arbeit am Konzept zu vertiefen, wie der Workshop aufgebaut werden könnte, welche Alternativen es gäbe usw., dann dient ein Chatbot als Gesprächspartner, der nicht ermüdet, auch nicht auf die achte Nachfrage und Bitte um Präzisierung hin. Er steht auch dann für einen neue Idee zur Verfügung, wenn man die vorangegangene nach einer ausgiebigen Erörterung verworfen hat. Chatbots dienen uns also zur Ideenfindung und -präzisierung.
  • Weiterhin haben wir mithilfe von Chatbots Workshopplanungen überarbeitet. So haben wir einen bestehenden Ablaufplan mit der Bitte um Adaption für eine neue Zielgruppe an den Chatbot von neuroflash gegeben. In der Tat gab es eine einleuchtende Veränderung, nämlich einen höheren Anteil von Einführungssitzungen für eine Gruppen von Studierenden (im Gegensatz zum Fachpublikum). Wo wir ursprünglich geplant hatten, eine Einführungssitzung für Inhalte, Methodik und Präsentation zu halten, schlug der Chatbot ein langsameres Vorgehen vor – wir haben uns darauf eingelassen, und die Intensität der studentischen Arbeit in der (dann etwas kürzeren) eigenständigen inhaltlichen Arbeitsphase gab dem Chatbot Recht.
  • Neuroflash bietet neben der Chatfunktion auch Vorlagen für unterschiedliche Textsorten. Das haben wir ebenfalls genutzt, um erste Entwürfe für Texte schreiben zu lassen, mit denen wir uns schwertun, etwa ein Editorial. Wir haben es nicht unverändert übernommen; tatsächlich haben wir fast den kompletten erzeugten Text verworfen. Doch wir verwarfen Satz für Satz und entwickelten einen eigenen Text aus dem KI-generierten Material heraus.
  • Weiterhin bietet Neuroflash die Möglichkeit – ChatGPT eigentlich auch -, Stichpunkte auszuformulieren. So haben wir diese Systeme schon eingesetzt, um aus Präsentationen, die im Seminar gezeigt wurden, Skripte zu erstellen, die asynchron im Fließtext besser verständlich sind. Auch hier nutzten wir den erzeugten Text als Rohmaterial, aus dem ein eigener Text entstand.

Wo lernen wir noch?

An viele Möglichkeiten tasten wir uns auch erst heran. Präsentationen erstellen, Recherche, Skripte designen lassen, Umformulieren von Nominalstiltexten, stilistische Korrektur, das Verknüpfen unterschiedlicher KI-Funktionen usw. haben wir inzwischen täglich in den Händen, aber die Ergebnisse funktionieren für uns noch nicht immer. So veröffentlichen wir bislang keine Texte oder auch nur Textelemente, die ausschließlich KI-erzeugt sind, und auch keine Rechercheergebnisse, die wir nicht händisch überprüft haben.

Menschenzentrierte Digitalisierung

Wir haben beobachtet, dass wir ganz klassische der „menschenzentrierten Digitalisierung“ folgen – entscheidend für unsere Anwendung ist nicht zuerst das Potenzial der KI, sondern die Auswahl, in welche Prozesse wir sie zu welchem Zweck integrieren wollen, mit der Frage, welchen Mehrwert sie für uns schafft. Bei der Texterzeugung und auch in anderen Zusammenhängen nutzen wir sie als Korrektiv, als Ideengeberin, zur Beschleunigung von Prozessen, in denen wir selbst aufgrund von inneren Hürden, Konzentrationsschwäche oder Überlastung immer wieder stecken bleiben. Und ein wenig lassen wir uns auch von der Dynamik rund um Technologie und Anwendungsangebote treiben.

Ausblick

Der nächste Workshop nimmt die Arbeit mit KI noch einmal aus anderer Perspektive in den Blick: zum Einsatz während der Jobsuche und Bewerbung. Wir sprechen über KI-basierte Stellenportale, KI-unterstützte Erstellung von Bewerbungsunterlagen und Kompetenz- bzw. Profiloptimierung.

Montag, 19.6.2023
Impuls: Bewerben mit KI

Anmeldung zu Veranstaltungen – Brotgelehrte

Anschließend gehen wir in die Workshop-Sommerpause.

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