Im Mai war der Brotgelehrte-Impuls dem Thema Bewerben mit KI gewidmet – hier sei ein kleiner Rückblick, der nicht alle Aspekte aufgreift, aber ein paar praktische Hinweise teilt.
Wir wollten wissen, wie KI die Jobsuche und Bewerbung auch von Geisteswissenschaftler:innen verbessern kann. Ein Grund für diese Frage liegt in der Veränderung auf Seite der Arbeitgebenden: Sie nutzen verstärkt innovative Methoden wie Talentpools, Active Sourcing und Social Recruiting. So hoffen sie auf effizientere und zielgerichtetere Prozesse, und zugleich zieht zumindest eine Teilautomatisierung ein – auf die wir uns als Bewerber:innen einstellen sollten.

Jobportale, die KI nutzen, bieten dir viele Vorteile. Du bekommst personalisierte Auswahlmöglichkeiten, wobei deine Fähigkeiten mit den Anforderungen der Stellenanzeigen abgeglichen werden („Matching“). Automatische Textanalysen und Bewerbungsverfolgungstools analysieren deine Bewerbungsunterlagen und verfolgen den Bewerbungsprozess für dich. Chatbots und virtuelle Assistenten stehen dir rund um die Uhr zur Verfügung, was deine Jobsuche erheblich erleichtert und deine Chancen, passende Stellenangebote zu finden, erhöht.
Für das Recruiting gibt es ebenfalls Vorteile wie automatische Vorauswahl, Skill-Matching, Analysen und automatisierte Kommunikation. Diese Technologien beschleunigen den Auswahlprozess und helfen, die besten Talente effizienter zu identifizieren und zu binden.

Einige führende Jobportale, die KI nutzen, sind Jobtensor, Jobstairs und Joblift. Jobtensor durchsucht nicht nur Titel, sondern auch den Text nach Schlagworten und Synonymen, um relevante Stellenanzeigen zu finden. Jobstairs ermöglicht es, ein Profil mit Schlagworten anzulegen und automatisierte Benachrichtigungen bei passenden Ausschreibungen zu erhalten. Joblift zeigt die Matchingquote zwischen deinem Profil und den Ausschreibungen an, was die Relevanz der gefundenen Jobs deutlich erhöht und dazu motiviert, sich auch auf Stellen zu bewerben, bei denen man unsicher ist, ob die vorhandenen Kompetenzen wirklich „reichen“. Unserer Erfahrung nach erhalten wir in diesen drei Suchmaschinen sehr viel mehr Treffer für Stellen, die wir auf klassischen Wegen nicht gefunden hätten bzw. wo wir auch die ausschreibenden Unternehmen nicht kannten, z.B. im Bereich CSR, als „Manager Culture & Events (m/w/d)“ bei Discover Airlines oder ein Praktikum Living Culture bei der Deutsche Telekom AG in Bonn.

Die Kunst, Bewerbungsgespräche zu führen, braucht man für genau eine Situation, nämlich für das Bewerbungsgespräch (außer natürlich, man geht in den Personalbereich). Insofern ist es an wenigen Stellen im Leben sehr wichtig und im Rest des Lebens vollkommen irrelevant. Darum lohnt eine intensive, personalisierte und schlanke Vorbereitung – ChatGPT ist dafür ein guter Partner. Du kannst der Maschine den Auftrag geben, mit Dir ein Bewerbungsgespräch zu führen und dabei die Rolle des Geschäftsführers oder der Personalleiterin einzunehmen. Wenn Du die Handyversion nutzt, geht dies sogar tatsächlich im Gespräch (mit der Diktierfunktion). Du kannst ChatGPT zur präzisen Abstimmung den Ausschreibungstext geben, auch Dein Anschreiben oder Deinen Lebenslauf, sodass es zu einem passenden Dialog kommt. Mit ChatGPT kannst du verschiedene Arten von Fragen simulieren und deine Antworten verfeinern. Allgemeine Interviewfragen, verhaltensbezogene Fragen, Fragen zu spezifischen Fähigkeiten oder Erfahrungen, Fragen zum Unternehmen oder zur Position sowie schwierige Fragen und der Umgang mit Lücken im Lebenslauf können effektiv geübt werden.

Anschließend kannst Du Feedback erbitten und Verbesserungsvorschläge abrufen.

KI-basierte Tools verändern Recruiting und Bewerbung nachhaltig und weitreichend verändert. Derzeit beobachten wir noch eine große Spanne – während viele Unternehmen und Organisationen bei klassischen Formen bleiben, vielleicht sogar noch auf Papier oder ausschließlich über persönliche Empfehlungen, arbeiten andere auf weitreichend automatisierte Prozesse hin. Für uns als potenzielle Bewerber:innen bedeutet dies, dass wir schon über die Art des Recruitings etwas über die Unternehmenskultur erfahren und merken, was zu uns passt und wo wir uns schon mit dem Bewerbungsprozess unwohl fühlen. Dann hilft auch das schönste Skill-Matching nichts. In den Wochen, in denen wir uns mit KI-basierten Recruitingtools befasst haben, überwogen die Vorteile, v.a.:

  • Wir fanden mehr offene Stellen in nicht-affinen Bereichen als auf konventionellen Wegen.
  • Wir konnten Anschreiben besser auf die Ausschreibung abstellen und uns zielgerichteter auf die Gespräche vorbereiten.
  • Das automatisierte Matching erlebten wir als ermutigend.

KI im Recruiting ist mehr als ein Trend – es ist die Zukunft. Unternehmen und Bewerber:innen, die sich auf diese Entwicklung einlassen, können von effizienteren Prozessen und besseren Ergebnissen profitieren.

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