Wissenschaftsmanagement – was ist das eigentlich? Wird es studiert oder kommt es erst nach dem Studium? Und wie sieht der Arbeitsmarkt in Deutschland aus, ja, wer arbeitet denn als Wissenschaftsmanager:in – und warum?

Am 06. März 2024 sprach Dr. René Krempkow  in der Brotgelehrte-Akademie über die vom BMBF geförderte Studie KaWuM – Karrierewege und Qualifikationsanforderungen im Wissenschafts- und Hochschulmanagement und das kürzlich erschienene Buch „Berufsfeld Wissenschaftsmanagement“ (2023) und beantwortete diese (und viele weitere) Fragen. Die Buchvorstellung mit anschließender Diskussion wurde von Brotgelehrte in Kooperation mit THESIS e.V. organisiert und von Mareike Menne moderiert. Dieser Beitrag fasst die besprochenen Themen und Zahlen zusammen und bietet Interessierten, die leider nicht selbst beim Vortrag dabei sein konnten, einen Überblick über die Arbeit von René Krempkow, seinen Kolleg:innen vom Projektverband KaWuM und über das Berufsfeld Wissenschaftsmanagement (WiMa).

René Krempkow ist promovierter Soziologe, Senior Scientist und Senior Manager im Bereich Wirkungsanalysen und Evaluation am Curriculum Innovation Hub der HTW Berlin sowie an der IU – International University of Applied Sciences. Am 06. März sprach er vor allem über seine Arbeit als Projektleiter der KaWuM-Survey (Karrierewege und Qualifikationsanforderungen im Wissenschafts- und Hochschulmanagement) in der Stabsstelle Qualitätsmanagement der Humboldt-Universität zu Berlin. Die KaWuM-Studie wurde von Wissenschaftler:innen dreier Universitäten betreut und durchgeführt: Dr. Kerstin Janson (International University), Dr. Julia Rathke, Prof. Dr. Michael Hölscher, Prof. Dr. Susan Harris-Huemmert (Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer) sowie Dr. René Krempkow und Ester Höhle, M.A. (Humboldt-Universität zu Berlin).

Ziel des Projektes war eine umfassende Bestandsaufnahme des Wissenschafts- und Hochschulmanagements in Deutschland. Beim Vortrag wurde schnell klar, dass Dr. Krempkow und seine Kolleg:innen eine beeindruckende Menge an Daten erhoben, ausgewertet und auf anschauliche Art und Weise aufbereitet haben. Für die genauen Zahlen und Details lohnt sich ein Blick in das Buch, in diesem Beitrag werden, wie oben bereits geschrieben, nur die wichtigsten Forschungsergebnisse zusammengefasst:

Stellen im Bereich WiMa werden häufig mit folgenden Bezeichnungen gesucht: Wissenschafts- und Forschungsmanager:in, Wissenschaftlicher Referent:in, Leiter:in einer Stabsstelle, Koordinator:in eines Wissenschaftsschwerpunktes, Projektmanager:in, Qualitätsmanager:in, Fachbereichsgeschäftsführer:in, Manager:in für Wissenschaftsstrategie und/oder Innovationsmanagement. Personen, die im Bereich WiMa arbeiten, tun dies überdurchschnittlich häufig an Universitäten, gefolgt von außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Fachhochschulen. Sie sind fast alle Hochschulabsolvent:innen (aus den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften) mit guten und sehr guten Abschlüssen und Promotionen (d.h. hochqualifiziert). An dieser Stelle zeigen die Zahlen deutlich, dass Wissenschaftsmanager:innen sowohl sektoral hochmobil sind (mehr als drei Viertel der Befragten waren vorher in zwei oder mehr anderen Bereichen tätig) als auch organisationsmobil (ca. 40% der Befragten waren an drei oder mehr Hochschulen tätig).

Die Frage nach dem Grund für den Berufseinstieg und die Charakteristika einer WiMa-Tätigkeit beschreiben zusammengenommen ein attraktives Berufsprofil: Die Befragten hatten großes Interesse an dieser beruflichen Laufbahn und fühlten sich für eine Tätigkeit im WiMa-Bereich qualifiziert und bereit. Das Sentiment, dass im WiMa nur Personen landen, die keine erfolgreichen Forscher:innen geworden sind, kann eindeutig als falsch beurteilt werden. Vielmehr bietet WiMa Hochschulabsolvent:innen und Promovierten die Möglichkeit, weiterhin in einem (ihrem) Forschungsumfeld zu arbeiten, das ohne endlos befristete Verträge und das Bangen um die raren Professuren auskommt. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr als vier Fünftel der Befragten einen unbefristeten Arbeitsvertrag haben, dass eine Vollzeitstelle die Norm und nicht die Ausnahme ist und dass rund ein Drittel der Befragten eine Vorgesetztenfunktion innehat. Dies spiegelt sich auch im Gehalt wider: ca. 80% sind in die Gehaltsgruppe E13 oder höher eingestuft.

Zum Abschluss seines Vortrags wagte Dr. Krempkow einen Blick in die sprichwörtliche Glaskugel und beschrieb einige zukünftige Herausforderungen, Anforderungen und Entwicklungen, die auf das Berufsfeld Wissenschaftsmanagement zukommen könnten. Dazu gehört z.B. die (vorsichtige) Prognose, dass das Feld weiter wachsen wird – z.B. weil den Hochschulen weitere Aufgaben wie Personalentwicklung, Gründungsförderung und Transfer übertragen werden. Mit diesen steigenden Anforderungen dürfte auch eine zunehmende Professionalisierung und Profilierung einhergehen (d.h. weniger Allroundtalent und mehr Spezialisierung). Darüber hinaus könnten Organisationen und Verbände wie NWM, FORTRAMA und UniNetzPE an Bedeutung gewinnen, indem sie sich zunehmend zu standardsetzenden Organisationen entwickeln.

Im Anschluss an den Vortrag gab es in der kleinen, aber feinen Diskussionsrunde viel Zeit für eigene Fragen. Unter anderem wurde nach weiteren Studien und Lektüre gefragt, die sich mit qualitativen Interviews beschäftigen – im Gegensatz zur KaWuM-Studie, die mit quantitativen Methoden erforscht wurde – und die unter dem Namen von Dr. René Krempkow auf ResearchGate zu finden ist. Gefragt wurde auch, wann genau man sich für WiMa entscheidet – im Bachelor, im Master oder nach der Promotion? Nach René Krempkows Erfahrung fällt die Entscheidung eher später als früher: In der KaWuM-Studie wird deutlich, dass es kaum Stellen für BA-Absolvent:innen gibt und dass sich die Befragten auch erst später in ihrer akademischen Laufbahn für WiMa entschieden hätten. Die Entscheidung sei bewusst getroffen worden, aber die besonderen Anforderungen, die eine Tätigkeit im Wissenschaftsmanagement mit sich bringe, würden häufig erst im Laufe der Tätigkeit erlernt (Stichwort „learning on the job“). Charakteristisch für WiMa ist eine besondere Herangehensweise an neue Herausforderungen oder Probleme; da die Aufgaben meist an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Wissenschaft angesiedelt sind, müssen die Befragten oft kreativ neue Lösungen suchen bzw. schaffen, d.h. sie haben i.d.R. große Entscheidungsspielräume und müssen flexibel Strategien zur Problemlösung entwerfen können.

Das Team der Brotgelehrten dankt René Krempkow für seinen interessanten Vortrag und hofft auf ein Wiedersehen in der Akademie!

Interesse geweckt? Hier findet Ihr Links, Literatur und Quellen zum Thema:

Literatur

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  • D.-Georg Adlmeier-Herbst, Annette Mayer: Selbstmarketing für Wissenschaftler:innen: Methoden, Modelle und Instrumente. Springer Fachmedien, Wiesbaden: 2021.
  • René Krempkow & Ester Höhle: Das Hochschulmanagement in Deutschland: Problemlösung mit Handlungsspielräumen. Handbuch Qualität in Studium, Lehre und Forschung. 78. Ausgabe. DUZ Verlags- und Medienhaus GmbH, Berlin: 2021.
  • Markus Lemmens, Péter Horváth, Mischa Seiter (Hg.): Wissenschaftsmanagement. Handbuch & Kommentar. Lemmens Medien GmbH, Bonn: 2017.
  • René Merten: Wissenschaftsmanagement in der Hochschulpraxis: Strategie – Führung – Prozesse. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart: 2024.
  • Mirjam Müller, Oliver Grewe: Wissenschaftsmanagement als Beruf: Strategien für den Einstieg. Campus, Frankfurt/ New York: 2020.
  • Maike Müller, Julia-Lena Reinermann, Torsten Michael Bollweg: Im Dialog: Interdisziplinär und kommunikativ?! Wissenschaftsmanagement am Beispiel des HLCA-Forsczhungsverbunds. Springer Fachmedien, Wiesbaden: 2020.

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