Im Gegensatz zur „RednerIn“ (auch „Speaker“), die professionell Reden z. B. in der Marketing- und Coaching-Szene hält, meint „SprecherIn“ das künstlerische Sprechen für verschiedene Medien. Sie begegnen uns z. B. als Nachrichtensprecher, Hörbuchsprecherin oder Sychronsprecher.
Bücher vorlesen kann doch jeder? Zunächst einmal irgendwie schon, sogar ein Hörbuch ist inzwischen mit Aufnahmesoftware und Mikro leicht in Heimarbeit zu produzieren. Das Ergebnis ist vielleicht ganz ok, aber recht sicher nicht professionell. Aus eigener Erfahrung beginnen die Schwierigkeiten mit der richtigen Atmung, es geht weiter mit der Dosierung der Kraft meiner Stimme, der Modellierung von Figuren mittels Stimmlage, -höhe und Satzmelodie (und dann nicht zu vergessen, wie es nun für wen war) und der Kondition (nach 2 Stunden wurde es zunehmend quietschig, es ist wirklich eine körperliche Arbeit).
Die Wege in diesen Beruf führen üblicherweise entweder durch ein Sprecherstudium (z. B. an der Hochschule der Medien) oder eine Schauspielerausbildung bzw. –studium. Es ist aber Raum für Quereinsteiger, insbesondere auch aus den Literatur- und Medienwissenschaften. Für viele ist die Radiomoderation oder das Hörbuchsprechen ein Traum. Klassische Auftrag- und Arbeitgeber sind Rundfunkanstalten und Hörbuchverlage; die Vermittlung kann über eine Sprecheragentur erfolgen.
Oft führt der Weg dorthin jedoch insbesondere am Anfang über kurze und profane Arbeiten, etwa Imagefilme oder Radiospots für Unternehmen. Die Wirtschaft kann natürlich auch Kunde bleiben, denn natürlich begnügt sie sich nicht damit, Erfahrungspool für spätere Radiomoderatoren zu sein. Die Jobbörsen fragen nach Sprechern für Apps oder für Corporate Audio Pakete sowie crossmediale Produkte, bei denen neben dem Sprechen auch Texte, Bilder, Filme geliefert werden sollen. Weiterhin sind Tätigkeiten bei Bildungsdienstleistern denkbar, etwa für online-Lernvideos. Auch die Ausschreibung einer Stelle als Souffleuse habe ich gefunden. Zur Produktbreite kommt die Vielzahl der Sprachen hinzu – Sprecher müssen nicht nur auf Deutsch sprechen; es gibt explizite Suchen nach fremdsprachigen Sprechern, gern als Muttersprachler. Auch im sozialen Bereich gibt es Einsatzmöglichkeiten, z. B. bei der Blindenbibliothek in Köln. Viele Sprecherinnen sind freiberuflich tätig.
Voraussetzungen
Freude an der Arbeit mit der eigenen Stimme, eine angenehme bzw. wiedererkennbare Stimme, Freude am Lesen, Fähigkeit, genau zuzuhören, Disziplin.
Erfahrung sammeln und Weiterbilden
Rhetorikkurse, Gesangunterricht, Sprechtrainings im Rahmen des Studiums oder als Angebot der Uni
Mitarbeit im Uni-Radio, an der Uni-Bühne, bei Werbeagenturen am Ort, Studierendenjobs.
Sprecherschule, Medienschulen:
Media Acting und Moderation, die medienakademie (Hamburg, Berlin, München)
Themengebiet: „Sprache und Sprechen” der ard.zdf Medienakademie
Synchronsprecher, Deutsche Pop
Bachelor Sprechkunst und Sprecherziehung, Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Künste Stuttgart
Akademie für professionelles Sprechen, Berlin
Jobs finden:
Über Jobbörsen, z. B. https://de.stagepool.com/sprecher – dort sind auch studentische Jobs ausgeschrieben. https://www.crew-united.com/ (ebenfalls nach „Sprecher“ suchen). http://www.mediajobs.de ist ebenfalls einschlägig.
Über Sprecheragenturen, z. B. http://www.stimmgerecht.de (hier nur zur Info, gegenwärtig werden keine Bewerbungen angenommen).
Brilliantvoice sucht aktuell nur Sprecherinnen für Fremdsprachen, veranstaltet 2017 aber voraussichtlich Castings.
Bei Speakersearch können Sie sich aktuell bewerben. Das Unternehmen bietet auch Fortbildungen an.
Einfach mal ausprobieren?
Aus „Unendlicher Spaß“ von David Forster Wallace soll mit „Unendliches Spiel“ das „größte Hörspiel aller Zeiten“ werden. Sie können daran mitsprechen. Das Projekt wird vom WDR produziert und von Andreas Ammer, Andreas Gerth und Acid Pauli kuratiert. http://www.unendlichesspiel.de/
Berufliche Verwandtschaften:
Vocal Coach, Phonetikerin
Informationen
http://www.sprecherverband.de/startseite.html
Interessensverband Sychronschauspieler
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2013-06/beruf-synchronsprecher/komplettansicht
http://www.hoerbuecher-blog.de/wie-wird-man-eigentlich-sprecherin-1
Berufenet: Synchronsprecher
Beitragsbild: : fotolia #103542714 | Urheber: Nejron Photo