Ich schreibe gerade ganz fleißig am Brotgelehrte-Buch. Darum heute hier ein Testkapitel:
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Steckbrief
Kunstmarkt-Unternehmen weltweit 2013: 308.525
Jobs in Deutschland bei diesen Unternehmen 2013: 31.740
Investitionen des Kunstmarkts weltweit 1,1 Mrd €
Berufsbezeichnungen/ Schlagworte
Kunsthistoriker, Kunstagent, Galerist, Auktionator, Verleger, Ausstellungsagent, Kunst-/Kulturmanager, Provenienzforscher

Tätigkeiten
Kunstforschung, Provenienzforschung, Verlag von Katalogen, professionelles Management von Künstlernachlässen (z. B. Van Ham Art Estate), Marketing/PR (z.B. Paddle8), Businessdevelopment, Ausstellung, Betreuung von Kunst, Vermarktung von Kunst, Verfassen von Katalogbeiträgen, Expertisen, Gutachten, Übersetzungen
Kompetenzen und Kenntnisse
Fachkompetenzen für Kunsthistoriker: Provenienzforschung, Rezeptionsgeschichte und -forschung, Kunstkritik, Stilkunde, Materialkunde, Urteilsvermögen über Kunst, ihren Markt und ihre Akteure, je nach Schwerpunkt des Arbeits-/Auftraggebers spezifische Fachkenntnisse und Schwerpunkte wie Medienikonografie oder Bildwissenschaft
Fachübergreifende Kompetenzen: Fremdsprachkenntnisse, Datenerfassung, Programmierung, Archivierung von Daten
Kompetenzen, die außerhalb des Studiums erworben werden müssen: Kenntnisse des Marktgeschehens
Affinitäten und Persönlichkeit: Organisationstalent, Sprachliche und fachliche Überzeugungskraft, diplomatische Kommunikationsformen
Arbeit- und Auftraggeber z. B.:
Kunstmarkt-Unternehmen: Galerien, Kunst- und Antiquitätenhändler, Auktionshäuser, Kunststiftungen, institutionelle Künstlerarchive, Kunstvereine, Museen und Kunsthallen, für die Provenienzforschung: Nachlassverwaltung, Erbengemeinschaften, Anwaltskanzleien, Kunstmessen, Kunstversicherungen, Private Banking, Unternehmenssammlungen
Verwandte Tätigkeiten:
Andere Tätigkeiten in dieser Branche: Werbung und Marketing, Kunstmessen, Logistik, Versand, Transport, Versicherung, Restaurierung, Internet, Honorare, Reisekosten, Wealth Management, Künstler, Kunsthistoriker, Restaurierung, Kuratieren (Museum), Ausstellungsberatung, Bildungsarbeit – Kunstlehrer, Kunsttherapeuten, Freie Künstler, Kunsthandwerker, Feuilleton, Kunstjournalismus
 
Der Kunstmarkt zeigte sich in den vergangenen Jahren sehr dynamisch, und entsprechend veränderten sich auch Stellenlage und Bewerberanforderungen. Neue Märkte wurden und werden erschlossen, z. B. in China, Südamerika und Arabien. Damit gehen neue Schlüsselkompetenzen einher – etwa im Bereich interkulturelle Kommunikation oder in den erforderlichen Fremdsprachenkenntnisse – aber auch veränderte Fachkompetenzen. Der europäische Kunstmarkt trifft auf ein Publikum mit anderen Klassifikationen, vielleicht einer anderen Ästhetik, sicher aber mitunter einem anderen Geschmack und anderen Distinktionsformen, die sich in der Wahl von Sammlungsobjekten niederschlagen. Und umgekehrt gibt es in Europa Interesse an globaler Kunst und Kunst aus Übersee, nicht nur aus dem Entdeckerzeitalter.
Eine zweite Dynamik besteht in der Entwicklung der Sachgebiete innerhalb der europäischen Kunst. Neue Arbeitsweisen kamen hinzu, so dass abgesteckte Ressorts neu sortiert werden müssen. Die zeitgenössische Kunst im Sinne einer Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg kommt in die Jahre, was veränderte konservatorische Anforderungen bedeutet. Auch die Selbstüberlieferung der Künstler lässt neue Aufgaben entstehen: Nachlässe und „Beiprodukte“ werden nicht mehr nur archiviert, sondern zunehmend als eigenes Werk betreut, ausgestellt und vermarktet.
Die dritte Dynamik trifft den Kunstmarkt wie alle anderen auch: die Digitalisierung. Vielleicht haben Sie schon gesehen, dass Ausstellungen eine Repräsentanz im Netz gefunden haben, oder dass Ausstellungen gar als reine „Internetausstellungen“ kuratiert und umgesetzt werden. Die Digitalisierung hat Folgen für die Wahrnehmung von Kunst, für das Urheberrecht, das (didaktische) Design von Ausstellungs- und Auktionsmedien, die Erwerbskanäle, die sozialen Netze innerhalb der Branche, die Nähe und Kontaktmöglichkeit von Kunden … Sie können das aus Ihrem Leben sicherlich leicht ergänzen.
Am häufigsten traf ich – kaum überraschend – aus unseren Disziplinen Kunsthistorikerinnen im Kunstmarkt an. Neben den oben aufgeführten Arbeits- und Auftraggebern gab es eine gute Anzahl von Absolventinnen, die nicht als klassische Angestellte tätig waren, sondern ihre Jobs mixten und zugleich eigene Kunstwerke anboten oder ausstellten, Dozenten an Hochschulen waren oder selbst Sammler waren, also Kunden im Kunstmarkt. Auch die Grenze zur Literatur und Buchkunde bzw. zum Antiquariat verlief fließend; eine Fächerkombination aus Germanistik und Kunstgeschichte ist hier einschlägig.
Typische und klar zu identifizierende Tätigkeiten im Kunstmarkt sind das Erstellen von Gutachten, z. B. für Auktionshäuser, Museen, Kunden, Versicherungen und die Tätigkeit als Agent zwischen Künstler, Galerien und Kunden.
Praxisorientierter geschaut kooperieren auf dem Kunstmarkt viele Absolventinnen unterschiedlicher Disziplinen in konkreten Projekten – bei Ausstellungen, Installationen, Kulturtagen, in Arbeitskreisen und bei Forschungsvorhaben. In vielen künstlerischen Projekten sehen Sie Materialisierungen und Medialisierungen wissenschaftlicher Ergebnisse oder philosophischer Übung. Die Wissenschaft, die Sie im Studium kennenlernen, hat häufig eine künstlerische Repräsentation, und diese häufig außerhalb der Universität.
Eine andere Möglichkeit ist der Einstieg von Kunst- und Kulturschaffenden in das Bildungswesen. Dies setzt für unsere Absolventen voraus, dass sie bereits Kunst- und Kulturschaffende sind – aber ich habe viele kennengelernt, die nebenbei Glaskunst herstellen, Schauspieler sind, Autoren usw.
 Studium und Weiterbildung
Das Studium stattet Sie in der Regel mit Methoden und Inhalten aus, die in den ersten Jahren nach dem Abschluss auf das Berufsfeld hin weiterentwickelt werden müssen. Sie lernen im klassischen Kunstgeschichte-Studium (oder auch in der Germanistik) wenig über internationale Kunstmärkte, über die Verbindung von Unternehmenskultur und Kunst, über Kunstversicherung.
Der Masterstudiengang Kunstgeschichte an der Uni Düsseldorf bietet als Praxisorientierung BWL für Kunsthistoriker und Kunstvermittlung in Museen. Einige Masterprogramme Kunstgeschichte haben das Modul „Kunstmarkt“ im Angebot, etwa das an der Uni Köln.
Folgende Weiterbildungen gibt es aktuell:

Auch einzelne Unternehmen bieten Fortbildungsseminare an, etwa Van Ham in Köln.
Alle Künstlerinnen, die ich im Netz fand, haben parallel zum Studium oder danach ihr Kunstschaffen professionalisiert, und dies sowohl hinsichtlich des künstlerischen Aktes selbst, als auch in Präsentationsformen und Netzwerkarbeit. Häufig erfolgte dies nicht über ein klassisches Studium, sondern über Sommerakademien, Volkshochschulen, Künstlernetzwerke in den Städten und Regionen, Selbststudium usw.
Der Bundesverband Kunsthandwerk hat Akademien, Kunsthochschulen und andere Bildungsträger, die Weiterbildungen anbieten, in einer Liste zusammengefasst.
Auch das Kulturwerk Berlin hat Weiterbildungs- und Informationsangebote.
Weiterhin auch http://www.creative-city-berlin.de/de/document/berufliche-weiterbildung-freischaffende-kunstlerinnen-der-kulturellen-bildung/
Umschulung zum Kunstlehrer/Kunsttherapeuten:
Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung hat das Projekt Bündnis für Bildung aufgelegt, um Künstler und Kulturschaffende pädagogisch zu professionalisieren.. Es führt auch eine Liste zur Weiterbildung für Kunst- und Kulturschaffende im Bildungsbereich.
Netzwerke
Bundesverband Bildender Künstler
www.bbk-bundesverband.de/
Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Kunstsachverständiger e.V.

Verband Unabhängiger Kunstsachverständiger e.V.
www.kunsthistoriker.org
Gemeinschaft der Künstler und Kunstförderer e.V. http://www.praxisforum-kulturwirtschaft.de/praxisforum_kulturwirtschaft.html
Xing-Gruppen „Kunsthandel“, „Frauenzimmer“, „Artmarket“, „Kunst und Kultur in …“ [bitte einsetzen: Hamburg, München, Köln und Düsseldorf, Nordbayern …] Alumni-Initiative Kunstpädagogik
Stellen finden
Unternehmen im Kunsthandel sowie verwandte Unternehmen und öffentliche Einrichtungen bieten die gesamte Breite an Einstiegsmöglichkeiten: studentische Aushilfstätigkeiten, Praktika (z. B. in der Kunstabteilung der Deutschen Bank, Teil von Communications, Public Affairs, CSR), Volontariate (z. B. Schwerpunkt Feuilleton bei der FAZ), Mitarbeit als externe Expertin oder freier Mitarbeiter, z. B. die Axa Art Kunstversicherung.
 Stellenbörsen:
http://www.kunsthistoriker.org/stellenangebote.html
http://www.museumsbund.de/de/aktuelles/jobboerse/
Über die Mailingliste und Website von www.arthist.net.
 Eine umfassende Auflistung von Stellenbörsen finden Sie unter
http://kunstgeschichte.info/info/karriere/stellenangebote-jobs-fuer-kunsthistoriker/
 Literatur
Tagungsmappe Changing Art Markets. More Work – Different Skills, Praxisforum Kulturwirtschaft, Symposion Kunstmarktberufe, 30.1.2015, online: http://www.praxisforum-kulturwirtschaft.de/praxisforum_kulturwirtschaft.html
Ina Ross: Wie überlebe ich als Künstler. Eine Werkzeugkiste für alle, die sich selbst vermarkten wollen, Bielefeld 2013
Andrea Hausmann (Hg.): Handbuch Kunstmarkt. Akteure, Management und Vermittlung, Bielefeld 2014
Magnus Resch: Management von Kunstgalerien, Berlin 2015
Carsten Baumgarth/ Berit Sandberg (Hg.): Handbuch Kunst-Unternehmens-Kooperationen, Bielefeld 2016
Hubert Thurnhofer: Die Kunstmarkt-Formel, Norderstedt 2014
Zeitschriften
Magazin ArtMag
Weltkunst
Links
Ina Roß: [Blog] “Wie überlebe ich als Künstler” – Link –
www.creative.nrw.de
Arbeitskreis für Provenienzforschung
Stiftung Kunstfonds
Künstlernachlässe
http://www.artfacts.net/ – Online-Guide zu zeitgenössischer Kunst
Online-Auktionsplattform Paddle8
 
 
 

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