Geben Sie’s zu, Sie haben immer davon geträumt, nach Ihrem Studium Zeichenkurse zu geben. Iconic Turn und so.
Sie könnten sich zum Zentangle®-Lehrer zertifizieren lassen, so wie die Ethnologin Anya Lothrop und die Buchhändlerin und Politikwissenschaftlerin Claudia Toelle. Zentangle®? Man zeichnet auf einer Fläche Muster und Formen, die sich immer wiederholen, und zwar zur Entspannung, zur Freude und für einen wachen Bewusstseinszustand.
Ich bin darüber ein bisschen verschnupft, denn eigentlich habe ich das erfunden, und zwar im Jahr 1992, als ich während des Deutschunterrichts einen Adventskalender mit Mustern gestaltete, die heute Zentangle® heißen würden. Tja, wer zu früh kommt, keine spirituelle Ebene anbietet und sich nicht ums Marketing kümmert, darf sich nicht im Zweifel nicht beschweren.
Was lernen wir daraus?
1. Ein wacher Bewusstseinszustand ist für GeisteswissenschaftlerInnen sicherlich erstrebenswert. Insofern liegt ein psychisch-habitueller Bezug zu unseren Studienfächern vor. Und was haben wir nicht während so mancher Lehrveranstaltung wach-meditativ gekritzelt. Nicht nur als Studentinnen.
2. Geisteswissenschaftlerinnen tun sich mit dem Transfer einer Idee in die Geschäftswelt schwer. Ich hätte nie den Mut gehabt, ein ® für meditative Kritzeleien zu  beantragen. Das muss sich ändern.
3. Wir könnten diese Mode um historische/ kunsthistorische Variationen bereichern. Histotangle (schnell das ® sichern!). Keltische Muster, holländische Kacheln, arabische Fresken, Musterbücher des vormodernen Buchdrucks – unsere Quellen sind voll davon. „Tangeln wie die alten Germanen“ – ich sehe schon das praxisorientierte Projektseminar vor mir. Wir könnten danach eine Ausstellung machen, samt Katalog – die nächsten Praxispunkte. Wer ist dabei?

Literatur / Inspiration z. B.:
Editha Fischer/ Rosina Helena Fürst: Von heidnischen Blumen in Sommer-Gittern.
Rosina Helena Fürst (1642 – 1709). Leben und Wirken der Stickerin, Zeichnerin und Kupferstecherin im Barock in Nürnberg und ihre Zeit. Eine Biographie zu den 193 nachgezeichneten Mustern ihrer vier Modelbücher, Münster 2010

Ausbildung zum CZT: https://www.zentangle.com/teachers.php
[update 19.2.2015]: Ich hab’s doch nicht erfunden. Ina Ross postete ihren Beitrag zu Gond Art in Indien, das sieht auch so aus und hat offenbar eine Tradition, die mindestens 80 Jahre alt ist. https://inarossblog.wordpress.com/2014/03/10/fundsache-kunst/
 

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hmm… ich weiß ja nicht, ob hier eine richtige Recherche zu Grunde liegt.
    Denn Zentangle ist doch mehr, als Muster zeichnen und die Gründer verbergen auch nicht,
    dass unsere Menschheit schon immer Muster zeichnet.
    Sie haben eine Methode entwickelt, die viel mehr als das ist.
    Schade, dass hier nur dieser eine Aspekt beleuchtet wird und das auch nur unzureichend.

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