Am vergangenen Dienstag hatten wir den Brotgelehrte-Impulsworkshop “Wartephasen nutzen”. Dieser Workshop ging auf einen Teilnehmerinnenwunsch im Februar zurück und wir freuen uns, dass wir ihn nun umsetzen konnten.

Wir widmeten uns folgenden Fragen:

  • Was ist charakteristisch für das professionelle Handeln in Wartephasen?
  • Wie können wir Elemente des Change Management für die Entwicklung der beruflichen Biografie einsetzen?
  • Wie kommuniziere ich das “Noch-Nicht” – etwa nach Studienabschluss, aber noch vor der Disputation oder vor der Verleihung der Urkunde – in Bewerbungsanschreiben und -gespräch?
  • Wie kann ich Veränderungsphasen, denen Wartephasen innewohnen, souverän in mein Leben integrieren, ohne mich mit einer “Dauerbaustelle” abzufinden?

Ein zentraler Punkt auf dem Weg zu konkreten Maßnahmen und Handlungen war die Reflexion, ob wir uns selbst als Werdende oder als Seiende verstehen. Wenn wir nach dem Abschluss eine branchenübliche Praxisphase mit Ausbildungsanteilen vor uns sehen, etwa ein Referendariat oder eine Stelle zur wissenschaftlichen Mitarbeit mit Promotionsgelegenheit, dann passen Bildungs- und Entwicklungselemente gut in die Wartephase.
– Moment, tun sie das nicht immer? Aus Perspektive des lebenslangen Lernens natürlich. Zugleich habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass insbesondere Geisteswissenschaftler*innen sich beständig defizitär mit Blick auf den Arbeitsmarkt denken. Sie empfinden und kommunizieren in der Folge nicht, was sie schon sind, und mitunter nehmen sie auch ihre Erfolge und Kompetenzen nicht ernst. Stattdessen bleiben sie Werdende. Sehr sympathisch, und zugleich für viele Stellen, die von Eigenständigkeit und Verantwortlichkeiten geprägt sind, auf fachlicher Ebene nicht passend. Darum haben wir erörtert, dass Wartephasen nach Promotion und ersten Beschäftigungen eher nicht für Praktika und Kurzweiterbildungen wie “BWL für Geisteswissenschaftler*innen” geprägt sein sollten, sondern von der Anwendung vorhandener Kompetenzen und dem Einsatz bestehender Qualifikationen, etwa in selbst initiierten Projekten oder im gesellschaftlichen Engagement. Natürlich entwickeln wir uns auch darin weiter – und zeigen zugleich, dass wir uns auf einer anderen Stufe der professionellen Verantwortungsbereitschaft sehen.

Der Workshop gab uns weitere schöne Impulse und die Gelegenheit, manches Unausgesprochene zu betrachten – etwa auch den Umstand, Wartephasen zur Erholung und Genesung oder zum Auffüllen erschöpfter Ressourcen zu nutzen.

Vielen Dank allen Teilnehmerinnen! Es war eine Freude!

Der nächste Impulsworkshop findet am 12. Juni statt. Wir wiederholen aufgrund der hohen Nachfrage den Workshop
“Schreiben mit KI”.
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