Ich freue mich sehr, dass nach mehr als 10 Jahren skeptischer Annäherung und Textübungen auf meiner Seite der Kohlhammer-Verlag zur Tat schritt und mit freundlicher Konsequenz die Fertigstellung vorantrieb: “Einfach lesen. Der Umgang mit Texten im Studium” ist erschienen.

Im Rückblick auf diesen langen Entstehungsprozess ist es interessant, wie selbstverständlich mir das Lesen ist, und wie schwierig zugleich die Anleitung dazu fällt. Ein Auszug meiner Innenwelt während der Schreibphase: Ein Buch soll ich dazu schreiben, ausgerechnet zum Lesen? Was braucht man weniger als ein Buch, wenn das Lesen nicht klappt? Und warum klappt es nicht, liegt es vielleicht an der Erwartung, Speedreading klappe ohne Training, wie jeder andere 100-Meter-Lauf auch? Man setzt sich hin und liest, ruckelt ein bisschen auf der Bank herum, wenn es ungemütlich wird, liest weiter, solange, bis man fertig oder die Zeit um ist, fertig, da braucht es keine Didaktik, Disziplin reicht vollkommen. Vielleicht macht man einen Schnappschuss vom SUB unter der Monstera, Filter drüber, auf Insta posten, falls positive Klicks einen bei Laune halten, da braucht man auch keine Didaktik, community reicht vollkommen.
Nun klingt es natürlich alles viel vernünftiger, elaborierter, und natürlich habe ich mich mit Lesedidaktik, -gewohnheiten, -kultur und Lesehacks befasst. Schließlich war ich froh, im Austausch mit Studierenden dem Buch eine Form zu geben, die unabhängiger wurde von eher konservativen Lesehaltungen und damit auch meinem eigenen Unverstehen Auswege verschaffte. Vielen Dank dafür! Lesen ist aktuell, nicht nur pandemiemaßnahmenbedingt – es ist ein Netzwerkknoten, der Konzentration, Bewertung, Lernen, Ich-Welt-Beziehung, statusbewussten Konsum, Digitalisierung und Informationsmanagement verbindet.

Mareike Menne: Einfach lesen. Der Umgang mit Texten im Studium, Stuttgart: Kohlhammer 2021

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