Am 27. Januar jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz – ein Gedenktag, der nicht nur in Deutschland eine zentrale Rolle in der Erinnerungskultur spielt. In diesem Jahr forderte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mehr Mittel für die „neue Erinnerungskultur“. Eine Gelegenheit, noch einmal hinzuschauen, was genau die „neue Erinnerungskultur“ ist und welche Aufgaben sich für uns Geisteswissenschaftler:innen, insbesondere die historisch arbeitenden, daraus ableiten.

Die Notwendigkeit eines veränderten Gedenkens ergibt sich aus mehreren gesellschaftlichen Entwicklungen. Die letzten Zeitzeug:innen des Holocaust sterben, und damit nimmt die unmittelbare Verbindung zur NS-Zeit über Erzählungen ab. Folglich müssen neue Wege gefunden werden, um das Wissen über den Holocaust lebendig zu halten. Ein Beispiel ist der Verein ZWEITZEUGEN e.V.: Erinnern ohne Zeitzeug*innen, der junge Menschen ermutigt und befähigt, die Geschichten von Überlebenden des Holocaust weiterzugeben und sich gegen Antisemitismus und andere Diskriminierungsformen einzusetzen.

Viele Menschen in Deutschland haben keine biografische Verbindung zur NS-Geschichte. Eine inklusive Erinnerungskultur muss dennoch vermitteln, warum das Gedenken für die gesamte Gesellschaft relevant ist. Auch die Wege, über die Menschen an Informationen kommen, haben sich ausdifferenziert. Es braucht neue Formate für moderne Kommunikationswege, um Menschen zu erreichen. Übrigens nicht nur „junge“ Menschen; die Nutzung von Social Media und auch von Serious Games ist in allen Altersgruppen üblich.

Während lange ein kognitiver Zugang zur Erinnerungskultur dominierte – also zu wissen, zu verstehen und bewerten zu können, was geschah -, treten erfahrungsbasierte Formate wie Gedenkstättenfahrten und Bildungsprojekte mit Teilnehmenden unterschiedlicher Herkunft hinzu. Die Erinnerungskultur sollte nicht nur ein nationalhistorisches Thema sein, sondern die universelle Bedeutung von „Nie wieder“ betonen. Nur so kann es für alle Menschen anschlussfähig sein. Beides benötigt eine angepasste Didaktik.

Für Historiker:innen und andere Geisteswissenschaftler:innen ist Erinnerungskultur ein zentrales Forschungs- und Arbeitsfeld. Sie entwickeln neue Konzepte, reflektieren bestehende Narrative und sind oft in der praktischen Vermittlung tätig – sei es in der schulischen Bildung, in Museen oder in der politischen Bildung. Damit ist Erinnerungskultur ist nicht nur ein akademisches Thema, sondern auch eine berufliche Perspektive:

  • Historisch-politische Bildung: Vermittlung der NS-Geschichte in Schulen, Universitäten und Bildungseinrichtungen.
  • Antisemitismuskritische Bildungsarbeit: Entwicklung von Programmen gegen Antisemitismus und für Demokratieförderung.
  • Innovative Bildungsarbeit: Nutzung neuer Medien und digitaler Formate für die Geschichtsvermittlung.
  • Partizipative Projekte: Zusammenarbeit mit Community-Initiativen, um lokale Erinnerungskulturen zu fördern.
  • Gedenkstättenarbeit: Betreuung von Besucher:innen, Konzeption neuer Ausstellungen und wissenschaftliche Aufarbeitung.
  • Digitale Geschichtsvermittlung: Einsatz von Virtual Reality, Augmented Reality und interaktiven Online-Archiven.
  • Öffentliche Geschichtsvermittlung: Arbeit in Museen, Archiven und politischen Stiftungen.

Für Studierende und Berufseinsteiger:innen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich auf eine Karriere in der Erinnerungskultur vorzubereiten:

  • Fachveranstaltungen besuchen: Seminare zu Erinnerungskultur, Oral History und NS-Geschichte an der eigenen oder anderen Universitäten belegen.
  • Digitale Kompetenzen entwickeln: Social Media, VR/AR und digitale Archivierungstechniken als Werkzeuge der Geschichtsvermittlung nutzen. Siehe z.B. Themendossier_Erinnerungskultur_ der Stiftung evz und auch die digitale Lernplattform von werde-zweitzeuge.de.
  • Interdisziplinär arbeiten: Kooperationen mit Medienwissenschaft, Informatik oder Pädagogik fördern, um neue Vermittlungsformate zu entwickeln.
  • Aktualitätsbezüge herstellen: Historische Ereignisse mit aktuellen gesellschaftlichen Themen in Verbindung setzen, ohne die Unterschiede zu verwischen.
  • Quellenarbeit und Kontextualisierung: Historische Quellen sorgfältig aufbereiten und für ein breites Publikum verständlich machen.
  • Partizipative Ansätze entwickeln: Bürgerwissenschaftliche Projekte unterstützen, in denen Laien aktiv an der Geschichtsforschung teilnehmen.
  • Kritische Reflexion üben: Eigene Narrative hinterfragen und sich der subjektiven Perspektiven auf Geschichte bewusst werden.
  • Ethische Überlegungen einbeziehen: Richtlinien für den digitalen Umgang mit Zeitzeugenberichten und Strategien gegen Holocaust-Leugnung entwickeln.

Die Arbeit in der Erinnerungskultur verbindet wissenschaftliche Forschung mit gesellschaftlicher Verantwortung. Die Geisteswissenschaften leisten hier Grundlagenarbeit und praktische Beiträge: Es gehört zu ihrem Kern, Geschichte zu erforschen, zu bewahren und in unterschiedlichen Formaten zu erzählen, und auch, neue Ansätze zu entwickeln, um sie in einer veränderten Gesellschaft zugänglich und relevant zu halten.

Für diesen Beitrag habe ich mit Perplexity recherchiert; die Metabeschreibung für SEO wurde mit ChatGPT erstellt.

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