Keine klassische Historiker- oder Geisteswissenschaftleragentur habe ich heute aufgestöbert, sondern ein anderes Konzept und Arbeitsmodell, um geisteswissenschaftliche Dienstleistungen anzubieten: eine Genossenschaft. Es handelt sich um einen Zusammenschluss von Historikern, “die zur Förderung der beruflichen Tätigkeit einen gemeinsamen Geschäftsbetrieb unterhalten.” Der Zusammenschluss fungiert als Auftragnehmer und Auftragsvermittler und versteht sich als “wirtschaftliche Selbsthilfeorganisation von Mitgliedern für Mitglieder. Sie fühlt sich den genossenschaftlichen Prinzipien verpflichtet.” Ihre Expertise sieht sie in der “Ermittlung präziser Daten und Fakten, die für eine überzeugende Darstellung historischer Zusammenhänge und Entwicklungen unerlässlich sind. Die Arbeit der  Mitglieder orientiert sich an den wissenschaftlichen Standards der Geschichtswissenschaften.”
Neben ihrer Tätigkeit in der Genossenschaft engagieren sich die Mitglieder in der (universitären) Lehre und Forschung. Die Zitate stammen aus dem Menüpunkt “über uns / Die Genossenschaft” auf der Homepage der Historikergenossenschaft.
Die konkreten Tätigkeiten – Finden, Schreiben, Präsentieren, Archivieren, Beraten, Interviewen – zeigen auf den ersten Blick die Veränderung, die von der Akademie in die “Wirtschaft” vonstatten geht. Aus einer Zielgruppe (der Akademie) werden viele mit heterogenen Ansprüchen und Wünschen. Die erkenntnisleitenden Faktoren Fragestellung, Gegenstand, Methode und Theorie werden nicht in ihrer Untersuchung, sondern im praktischen Einsatz um Ordnungssysteme, adäquate Medien, Anwendbarkeit, Lösungsorientierung und Kommunikation ergänzt. Ich war über die Startseite sehr froh, gab mir diese Verbensammlung doch einen Hinweis darauf, in welchen Bereichen ich hinzulernen müsste. Mir wurde noch einmal deutlich, dass bei einem Übergang aus der Universität in die Wirtschaft weniger die eigentlichen Tätigkeiten sich ändern (müssen) als deren Funktionen, ihr Verhältnis zueinander und die Rolle der Historikerin selbst.  Ich müsste deutlich mehr in die Vermittlung, Kontextualisierung, Transferfähigkeit und Kommunikation meiner Arbeit und Ergebnisse investieren, als dies im geschützten Raum der Akademie der Fall ist.

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